Hallo aus Tokio

Hier findet Ihr unsere Abenteuer aus 1000 und einer (?) Nacht in Tokio - diese Aufenthaltsdauer dürfte so in etwa hinkommen.

19 August 2006

Ganz oder gar nicht

... das scheint das Motto zu sein, wenn man in Japan wandern will. Entweder sind die Wanderwege autobahnmäßig ausgebaut, kurz und ganz einfach, oder richtig heftig. Dazwischen gibt es nicht viel - das durften wir am letzten Wochenende in Toyama am Nordrand der Japanischen Alpen erleben.
Wir wollten einen der 3 heiligen Berge Japans erklimmen, den Tateyama mit etwas über 3000 m. Um 7 Uhr morgens ging es in Toyama los und mit einer Regionalbahn, einem Reisebus und schließlich einer Seilbahn erreichten wir in 2,5 h den Startpunkt unserer Wanderung.
Ganz unplanmäßig, aber pünklich fing es dann auch an zu regnen! Zuerst war das gar nicht so schlimm, denn es war warm genug, aber unsere japanischen Mitstreiter begannen, aus riesigen Rucksäcken ihre Regenausrüstung hervorzukramen.


Keiner war am Berg ohne Regenjacke, Regenschirm, Regenschutz für den Rucksack und auch Regenschirme haben wir gesehen. Von anderen diversen Ausrüstungsgegenständen wie Isomatte (die sahen alle unbenutzt aus) und Campingkocher will ich gar nicht reden. Bei Bedarf hätten die Rucksäcke sicher auch noch ein Iglo hergegeben!
Ich habe es bei der derzeitigen Hitze in Tokio noch nicht einmal über mich gebracht, meine Wanderjacke einzupacken und war ja schon froh, daß ich die anzippbaren Beine meiner Wanderhose dabeihatte. Dafür mußte Klaus dann leiden: auf dem Berg waren es nämlich nur noch 9 °C (!) und es gab ein Gewitter - Kavalier, der er ist, durfte ich seine Regenjacke anziehen und er zog noch sein Ersatz-T-shirt über. Oh, mein schlechtes Gewissen! Nie wieder fahre ich ohne Jacke weg!


Nach nur 650 Höhenmetern und etwa 1,5 h kamen wir auf der Hütte, unserem ersten Ziel an und konnten uns bei "Cup Noodle", der japanischen Version der 5-min-Terrine, aufheizen und von Kaiserschmarrn, Apfelstrudel und Almdudler träumen.
Dafür waren wir in einen Schinto-Schrein mit einem Priester, der auf Bestellung "Messen" für einige Wanderer las und dazu in dem kleinen Raum, der außer dem Altar auch die Gastronomie beherbergte, die Taiko-Trommel mit einer Energie schlug, daß man sich um das eigene Trommelfell sorgte! Das war zwar sehr idyllisch, vielleicht auch authentisch, aber nach fast 2 Stunden, wollte der Donner des aufgezogenen Gewitters immer noch nicht nachlassen und wir beschlossen die 5-6 h-Runde, die eigentlich geplant war, dann doch nicht zu gehen.
Also stiegen wir auf dem gleichen Weg wieder ab, auf dem wir gekommen waren, warfen noch einen Blick auf ein paar nette Seen und ein vulkanisches, vor sich hin dampfendes Tal und machten uns auf den Rückweg nach Toyama.

Überflüssig zu erwähnen, daß auf dem Gipfelgrat der schönste Sonnenschein herrschte, als wir wieder unten waren!

Häuslebauer

In Japan werden die wenigsten Häuser alt. Das hat zur Folge, daß ständig irgendwo kleine Baustellen sind und in Windeseile ein altes Haus abgerissen wird und ein neues aufgebaut. Das dauert ungefähr 2 Monate. Endlich ist es mir gelungen, auf dem Weg zum Bahnhof ein Foto zu machen und ich hoffe, ich kriege alle wichtigen Bauphasen für die Dokumentation mit.

Auch wenn es von außen nicht so aussieht, sind viele der Häuser aus Holz gebaut. Nach dem Abriß wird also alles säuberlich auf einen LKW gestapelt und abtransportiert. Der LKW ist deswegen so klein, weil er sonst natürlich nicht durch die engen Straßen passen würde. Bei Gelegenheit muß ich mal die Müllabfuhr fotografieren - die Wagen sehen aus wie Spielzeugautos.

Das Haus beherbegte vor dem Abriß einen Buchladen, in dem der Besitzer von früh bis spät hinter der Theke saß und seine Bücher las. Er gehörte zu den vielen Geschäften in unserer Nachbarschaft, die unerklärlicherweise zu existieren scheinen können. Kaum einmal sieht man einen Kunden, es ist aber höchstens ein Ruhetag in der Woche, natürlich sonntags geöffnet und mindestens bis 20 Uhr! Wahrscheinlich funktioniert das nur, weil das Haus dem Ladenbesitzer gehört und es keine Angestellten gibt, die bezahlt werden müssen.

Manche können einem richtig leid tun, wie der Friseur, der immer hoffnungsvoll auf die Straße guckt, ob einer der Passanten, den Weg zu ihm findet. Fast nie sehe ich ihn schnippeln, aber in der Umgebung macht ein durchgestylter Friseurladen nach dem anderen auf.

16 August 2006

Izakaya

Eine Izakaya ist eine japanische Kneipe, wo man natürlich trinken, aber auch "otsumami" essen kann. Das sind, wie Asako mir erklärte, "Kleinigkeiten, die man ißt, wenn man Alkohol trinken geht".
Gerade sind wir von unserem ersten Besuch in einer Izakaya bei uns um die Ecke zurückgekommen. Und mal wieder frage ich mich, warum es 10 Monate gedauert hat, bis wir dort waren! Es war sehr nett und sehr japanisch.
Man kann an der Theke sitzen (und dort war auch fast jeder Stuhl besetzt) oder, nachdem man sich seiner Schuhe entledigt hat, an einem Tisch, unter dem entspannender Weise Platz für die Füße war- beileibe keine Selbstverständlichkeit in Japan. Wir brauchten einiges an Zeit, um durch die rein japanische Karte zu navigieren, aber dann gelang es uns doch, verschiedene Leckereien zu bestellen: Flußkrebse, Chili-Kartoffeln, Krebsfleisch-Kroketten, Spinatsalat mit Bacon und in Tempura-Teig ausgebackene Pilze. Das alles kommt nach und nach auf den Tisch und alle Gerichte werden geteilt. Dazu bekommt man "とりさら - torisara", kleine Teller, auf denen man das, was man gerade ißt, ablegen kann. Und allen, die uns besuchen kommen wollen, kann ich nur eines sagen: übt schon mal mit Stäbchen zu essen, sonst bleibt ihr hungrig! Für uns war das alles aber mehr als reichlich und die Portion hätte eigentlich für 3 gereicht.
Nach einer Weile bemerkte einer der inzwischen schon mit Hilfe von imo shochu (Kartoffelschnaps) angeheiterten Gäste die Ausländer hinter sich und guckte überrascht zu uns herüber. Als wir mühsam unsere Beine unter dem Tisch hervorzuholen suchten (man muß erst auf die Sitzfläche steigen, um dann auf dem Fußboden des Ganges nach den inzwischen ordentlich umgedrehten und aufgeräumten Schuhen zu angeln), bedeutete uns der Gast, daß der Wirt gerade noch einige Yakitori (Hühnerspieße) für uns auf dem Grill hatte, die er uns schenken wollte. Also, fädelten wir uns wieder in unsere Sitzplätze ein und kamen natürlich mit dem freundlichen angesäuselten Herrn ins "Gespräch". Seine bemerkenswert nüchterne Begleiterin versuchte nach Kräften, die Verständigung zu unterstützen. Wenn ich das alles richtig verstanden habe, ist er Weinhändler und verkauft auch deutschen Wein. Die Mosel kannte er jedenfalls scheinbar und Riesling natürlich auch. Vieles in dem Gespräch bleibt wohl für immer Spekulation, aber alle Seiten waren doch angetan, daß man sich doch so gut mit den "Exoten" unterhalten kann. Nachdem wir unsere - übrigens sehr leckeren - Spießchen dann auch noch mit letzter Kraft verdrückt hatten, verließen wir unter zahlreichen Verbeugungen und uns bedankend die Izakaya.
Auch wenn die Kontakte zu Japanern oft auf diesem oberflächlichen Niveau ablaufen, heben sie doch die Stimmung ungemein und geben uns das Gefühl, als Botschafter der westlichen Welt einen ganz guten Job zu machen. Möge es so bleiben!

Hi everyone

This chapter is dedicated to my fellow-expat wifes, who keep on "reading" this blog - thank you for your interest! I should really start thinking about a bilingual version, no, now that I come to think of it, I would probably need an editor, so why don´t you have a little fun and use babelfish and I provide the link on the sidebar?
On the other hand, having other women print out pictures of my husband started me thinking..... Kelly, I will keep an eye on you!

If you have any comments, please feel free to leave a message!

And thanks to all of you for making our time in Tokyo so much fun!

14 August 2006

Stromausfall

Heute morgen wurde ich wach, weil es sooo warm war. Kein Wunder, die Klimaanlage war aus. Wie das? Hatte ich schon wieder den Kampf mit der japanischen Fernbedienung verloren und das Ding auf "Abschalten" programmiert? Konnte ich das nochmalige Einschalten riskieren, ohne Klaus zu wecken (natürlich wird jedes Tastendrücken von der Anlage mit einem Pieps quittiert)? Ja, lieber Klaus wecken als soo schwitzen. Ich drücke den Knopf. Nichts passiert. Wie bei der letzten Fernbedienung! Hatte ich wieder den Selbstzerstörungsknopf erwischt?
Erst mal auf Toilette. Kein Licht! Nun gut, die Tür kann man ja auflassen, aber was tun, wenn die Klobrille sich nicht automatisch öffnet?? OK, das geht auch manuell zur Not. Aber abziehen? Das habe ich leider nicht geschafft! Wie sollen wir dieses Elend aushalten und dann auch noch ohne die Möglichkeit, Tee zu kochen?
Pieps, da ist er wieder, der Strom. Nochmal Glück gehabt!
Von Petra habe ich dann heute abend erfahren, daß große Teile von Tokio lahmgelegt waren. Gut, daß Klaus heute frei hatte und keiner von uns 90 min. ohne Klimaanlage in der Sardinenbüchse (U-Bahn, meine ich) war!
Nachzulesen bei Yahoo. Danke für den Hinweis, Petra!

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