Hallo aus Tokio

Hier findet Ihr unsere Abenteuer aus 1000 und einer (?) Nacht in Tokio - diese Aufenthaltsdauer dürfte so in etwa hinkommen.

08 Juli 2009

Im Tal der Ahnungslosen

Am Sonntag stand für mich der erste Versuch beim Japanisch-Sprachtest Level 2 an, also die zweithöchste Stufe. Ich wußte schon, daß meine Aussichten zu bestehen minimal waren und bin eigentlich mehr für die Erfahrung hingegangen. Und weil ich nichts zu verlieren hatte, war ich ganz entspannt, das kann ja auch den ein oder anderen Punkt mehr einbringen....

Wie schon bei der letzten Prüfung vor 2,5 Jahren war alles perfekt durchorganisert. Vor jedem (!) der drei Prüfungsteile wurde per Fotovergleich die Identität überprüft und erklärt, was rote und gelbe Karten bedeuten.

Um es kurz zu machen: Teil 1 (Kanji und Schreiben) war schwierig, ich kenne immer noch viel zu wenig Schriftzeichen, ist halt reine Fleißarbeit sie auswendig zu lernen und sich dann auch noch über Monate zu merken!
Teil 2 (Hörverständnis) war ganz ok, den könnte ich bestanden haben.
Teil 3 (Grammatik und Lesen), da war ich so daneben, daß es schon wieder zum Lachen ist. Ich habe nur zwei Drittel der Fragen überhaupt beantwortet, dann war die Zeit um, obwohl das mit 70 min der längste Testteil war. Und dann habe ich auch noch vergessen, wenigstens irgendetwas anzukreuzen, denn bei Multiple Choice hat man ja immer noch eine Ratewahrscheinlichkeit von 25 %, besser als gar nicht zu antworten.

Das war also nix diesmal, aber wie gesagt war das auch erwartet. Ab nächstem Jahr wird ein neues Testsystem eingeführt, es wird dann 5 statt 4 Stufen geben, weil jetzt der Abstand zwischen Level 2 und 3 so riesig ist. Für Level 2 werden etwa 1000 Kanji und 6000 Vokabeln verlangt, da ist man ja wirklich ein wandelndes Wörterbuch.

Meine Stunden führe ich noch fort, allerdings nicht mehr mit Fokus auf Testvorbereitung (also alte Tests durchgehen und Grammatik pauken), sondern ich habe mich jetzt erfreulicheren Themen zugewandt.
In der ersten Stunde nach dem Test gestern, haben wir angefangen, Speisekarten zu lesen. Das war entschieden unterhaltsamer als alles vorher! Und es ist schon seltsam, daß ich nach 3,5 Jahren hier immer noch aufgeschmissen bin, denn in Europa ist man doch relativ schnell in der Lage, "Speisekarten- Französisch, -Englisch oder-Spanisch" zu lesen, auch wenn man schon mal ein Huhn mit einem Oktopus verwechselt, aber das ist eine andere Geschichte.....

4. Juli

Kurzentschlossen hatte ich dann doch noch ein paar Freunde zum Feiern eingeladen und wir hatten einen sehr netten Nachmittag mit Winzersekt und Sahnekuchen.
Abends waren wir dann noch chic essen im Monna Lisa mit Blick über Tokio und den Kaiserpalast aus dem 36. Stock. Das Essen war französisch und durchgängig superlecker. Das Ausgehen in solche gehobenen Restaurants scheint bei den Japanern besonderen Anlässen vorbehalten zu sein, den man erlebt oft, daß an einem Tisch nach dem anderen vom Personal Ständchen gesungen werden und die derart Gefeierten immer etwas peinlich berührt ob der Aufmerksamkeit der anderen Gäste sind.
Wir aber hatten den Anlass nicht verraten, was mir ja fast schon ein bisschen Leid tat, als ich sah, daß die Ständchen hier erfreulicherweise von einer kleinen Spieluhr dargebracht wurden und zudem mit dem Servieren einer kleinen Torte einhergingen.
Als Klaus sich nach unserem Dessert einmal kurz entschuldigte, fühlte einer der Kellner sich aber bemüßigt, ein bisschen Smalltalk mit mir zu machen und fragte dann nach dem Anlass unseres Daseins. Ich verriet es ihm und siehe da - wir bekamen dann auch noch ein Ständchen und die Torte. Aber jetzt kommt´s: Sie wurde abgeräumt und uns wurde ein Fingerhut voll davon nett dekoriert serviert - das war vollkommen in Ordnung so, denn mehr hätten wir vermutlich auch nicht essen können. Sehr lustig aber fanden wir, daß der erwartete "doggybag" ausblieb und wir fragen uns bis heute, ob die Torte in der Küche aufgefüllt und dem nächsten Paar auf den Tisch gestellt wird... Oder vielleicht war es nur eine Attrappe und der servierte Kuchen hatte damit gar nichts zu tun?

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