Exodus

Die Wirtschaftskrise ist nun endgültig auch bei uns angekommen. Schon seit Monaten hören wir von Bekannten, daß sie Tokio verlassen werden. Immer öfter bekomme ich emails über Sayonara sales mit dem Inhalt: "Wir verlassen Tokio unerwartet und verkaufen innerhalb der nächsten 10 - 12 Tage....", oder: "Wir verlassen Tokio und suchen für unsere Haushaltshilfe/Kindermächen eine neue Stelle". Meine Japanischlehrerin hat jetzt auch samstags morgens Zeit, weil die Schülerin jetzt in Hong Kong lebt.
Meine Freundin Anke hat sich letzte Woche von uns verabschiedet und ist jetzt wieder in Deutschland - die amerikanische Firma, für die sie hier gearbeitet hat, schließt den Standort Tokio.
Gestern hat mir eine andere Freundin, die in unserer Nachbarschaft wohnt (das ist in Toko besonders erwähnenswert!), erzählt, daß ihr Mann nur noch 12 Tage arbeitet und sie Tokio Ende Juni verlassen, um dann in Sydney zu leben.
Auch Nokia zieht sich aus Japan zurück und damit werden auch unsere Nachbarn Tomomi und Aruna Tokio verlassen. Wahrscheinlich sind sie ab Anfang Mai in Peking. Da hätte ich doch gedacht, daß wenigstens die doch eher spärlichen Kontakte zu Japanern für die Dauer unseres Aufenthaltes bestehen bleiben, aber noch nicht einmal darauf ist Verlass... Begeistert sind die beiden auch nicht gerade, mit ihrer kleinen Tochter Maya, die so alt ist wie Thorsten, und der gerade 3 Wochen alten Meena in China leben zu sollen.
Das Kommen und Gehen im Freundeskreis ist sowieso das, was mir am Expat-Leben am wenigsten gefällt, aber es gehört halt leider dazu. Immerhin haben wir aber auch Freunde, die ihren Vertrag genau wie wir gerade verlängert haben oder mit einem längerfristigen Vertrag hergekommen sind. Wenn den Firmen dann nicht wieder was anderes einfällt, was ja auch nicht ungewöhnlich ist, bleibt wenigstens ein harter Kern erhalten.