Ein ganz normaler Freitag
Draußen regnete es in Strömen - was will man auch erwarten in der Regenzeit? - und es hörte auch nicht auf, bis ich zur Schule mußte. Also verlegte ich mein Training auf den Cross-Trainer und fuhr mit der Bahn zur Schule, was übrigens genauso lang dauert wie die Fahrt mit dem Fahrrad. Beim Bummel nach der Stunde entdeckte ich dann auch wunderbare blau-geblümte Gummistiefel und ein Sortiment an Schuhen, die für die Regenzeit angpriesen wurden.
Irgendwann hörte es dann auf zu regnen, und ich konnte mich trockenen Fußes nach Roppongi bewegen, wo ich mit der "gang" zum Abendessen verabredet war. "Roppongi Hills" ist ein Schicki-Micki Gebäudekomplex, in dem es jede Menge totschicke - und entsprechend teure - Läden, Büros, ein Museum, aber auch Wohnungen und natürlich Restaurants gibt. Roppongi selbst ist ein Viertel, das besonders zur Ausgehzeit von westlichen Ausländern bevölkert wird: die Kinos haben selbst bei japanischen Filmen englische Untertitel (wurde mir erzählt), die Kellner sprechen einen mit einer für Tokio sehr ungewöhnlichen Selbstverständlichkeit auf Englisch an (woher wollen die wissen, daß ich das verstehen kann??) und es ist Party angesagt. Um ehrlich zu sein: es ist nicht unbedingt mein bevorzugtes Viertel in Tokio.
Wie meistens mit meiner Clique landeten wir nicht in einem japanischen, sondern in einem westlichen Restaurant: Roys, das einer hawaiianischen Kette angehört. Und ich muß gestehen, das Essen war ganz ausgezeichnet: roher Thunfisch nach Thai-Art geschärft mit Sepia-schwarzem Reis und Sesam, Schwertfisch mit gebratener Banane und als Dessert ein göttliches, mit warmer Schokolade gefülltes Soufflé. Allerdings erwies sich die an sich sehr unkomplizierte Vorgehensweise, die Rechnung einfach zu teilen, als teurer Spaß für mich: umgerechnet fast 90 €!! Daraus habe ich gelernt, nie die Rechnung zu teilen, wenn trinkende Schotten mit am Tisch sitzen!
Der Heimweg war dann auch typisch japanisch: die U-Bahnen sind am späten Abend brechend (oh, wie wahr!) voll, unglaublich wie sich die Bahnsteige mit all denen füllen, die zu weit draußen wohnen, um notfalls ein Taxi nehmen zu können. Ich muß von Roppongi nach Hause 2 mal umsteigen und in der letzten Bahn - ja Japaner vertragen in der Tat keinen Alkohohl - spuckte der Fahrgast neben mir fast in meine Handtasche. Und mit fast meine ich nicht, daß er nicht spuckte, sondern nur, daß er meine Handtasche verfehlte. Urg. Erstaunlich auch, wie sich in einer dicht an dicht gepackten U-Bahn immer noch Platz zum ausweichen findet. Ich war dann aber sehr froh, daß ich noch einmal davon gekommen war und nehme vielleicht beim nächsten Mal doch ein Taxi!