Hallo aus Tokio

Hier findet Ihr unsere Abenteuer aus 1000 und einer (?) Nacht in Tokio - diese Aufenthaltsdauer dürfte so in etwa hinkommen.

03 Dezember 2006

Hochzeitstag





....wer sagt eigentlich, daß November ein schlechter Monat für´s Heiraten ist? Unser Hochzeitstag verschaffte uns dieses Jahr doch mal wieder einen Anlaß für eine nette Reise. Und da Japan zwei Tage vorher das Erntedankfest mit einem staatlichen Feiertag begeht, lies sich ganz zwanglos ein langes Wochenende daraus machen.

Aber ich will nicht lange schwafeln: Okinawa war klasse. Mehrere Weltkulturerbe aus dem untergegangenen Ryukyou-Königreich, das weltweit nördlichste und einzige japanische tropische Karstgebiet, ein bisschen Steilküste mit toller Brandung, eine schöne Wanderung mit Milliuunen Stufen (Wadenmuskelkater trotz Jogging!) zu einem Wasserfall und das tollste Aquarium, das man sich vorstellen kann. Guckt Euch unbedingt die Website an! Ich wollte gar nicht mehr nach Hause gehen, so fasziniert war ich von Walhai (der einzige in Gefangenschaft), ganzen Schwärmen von Fischen und den Mantas, die fast 5 m Spannweite hatten. Gigantisch!
Der Besuch hatte aber auch Folgen: Klaus war nicht mehr ins glasklare, türkisblaue Meer mit den schönen bunten Fischen zu bewegen, nachdem wir gesehen hatten, welche Gefahren dort lauern können (z. B. Seeigel mit 15 cm langen Stacheln) und wir haben uns dann schon etwas seltsam berührt angeguckt, als abends unser Hochzeitstagessen auf der Teppanyaki-Platte - zwar schon halbiert - noch mit den Beinen zuckte...
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Keiner verläßt den Raum!

Heute habe ich ein Stück japanischer Kultur hautnah erlebt: der Tag des "Japanese Language Proficiency Test" war endlich gekommen.
Auf meinem Testgelände waren etwa 4000 Teilnehmer und der erste Test bestand schonmal darin auf dem Unigelände das richtige Gebäude zu finden. Ich sah schon am Eingang panische Gesichter bei 4-kyou-Teilnehmern (niedrigste Stufe), die den Wegbeschreibungen der Helfer nicht folgen konnten. Für mich bestand die Schwierigkeit eher darin, einen Parkplatz für mein Fahrrad zu finden. Da es keinen gab, habe ich mich spontan für einen illegalen Laternenmast vor meinem Testgebäude entschieden und als ich zurück kam, standen die sprichwörtlichen 3 Räder dort. Na also.

Alles beim Test ist doppelt und dreifach gesichert. Man muß seine Einladung vorlegen, auf der auch ein Passfoto ist. Man setzt sich auf den Platz mit der richtigen Registriernummer und muß seinen Pass oder ID-Karte vorlegen. Dann gehen 4 Helfer (für ca. 100 Prüflinge) durch den Raum und vergleichen Listen, die wiederrum passfotobestückt sind, mit den Anwesenden.
Und da der Test aus drei Teilen besteht, wird die ganze Prozedur halt auch drei mal zelebriert. Man könnte ja in der Pause jemanden gefunden haben, der toll Japanisch spricht und bereit ist, einen Test zu schreiben, statt unter honiggelben Ginkgo-Bäumen spazieren zu gehen!
Schon im Vorfeld (sogar vor der Anmeldung!) wird man darauf hingewiesen, daß man nicht einfach jemand anderen schicken darf oder gar von seinem Nachbarn abschreiben. Ja wo gibt´s denn so was?? Und natürlich auch nicht in die Fragebögen reinlinsen, bevor es hochoffiziell erlaubt ist. Das hatte leider einer der Anwesenden nicht so ganz verstanden (vielleicht sprach er halt nicht so gut Japanisch, Koreanisch, Chinesisch oder Englisch) und fing munter und ganz offen an, die richtigen Antworten im Multiple-choice-Test zu markieren. Weit kam er allerdings nicht, sondern wurde freundlich, aber bestimmt, unter vielen Entschuldigungen und Verweis auf die REGELN hinausbegleitet. In einem Jahr gibt´s die nächste Chance - Uups!
Der weitere Verlauf war unspektakulär, ich bin nur froh, daß keiner in meinen Kopf reingucken konnte, als ich die zugegebenermaßen etwas vernachlässigten Silbenlängen im Geiste ausprobierte: ryoukou, ryoko, ryouko, ryokou???????? In diesem Teil ging es um Rechtschreibung und um die Fähigkeit japanische Schriftzeichen zu lesen.
Und danach Hörverständnis: das war viel schwieriger als gedacht. Vielleicht lag es an den vielen Zahlen, vielleicht aber auch daran, daß ich nicht einmal in meiner Muttersprache den Unterschied zwischen den beiden Graphen, die sich in einer Zick-Zack-Linie nach oben bewegten, hätte ausdrücken können?
In der etwas längeren Mittagspause teilte ich mir eine Bank in der Sonne mit einer Teilnehmerin aus Kolumbien. Fürsorglicherweise wird man nämlich auch darauf hingewiesen, daß in der Nähe des Testgeländes an einem Sonntag möglicherweise nicht die Möglichkeit besteht, etwas zu essen zu kaufen und so hatte ich mir den nach guter deutscher Sitte belegte Brote und einen Apfel mitgebracht. Aber ich kam gar nicht wirklich zum Essen, da wir uns so nett unterhielten und als die Pause zu Ende ging unweigerlich die Visitenkarten austauschten - mal wieder ganz typisch fürs Expat-Life!
Der letzte Teil, Lesen und Grammatik ging ganz gut, ich hatte sogar Zeit, alles nochmal durchzugucken und die kniffligeren Fragen, die ich vorher markiert hatte, nochmal zu durchdenken. Ob ich sie nun verschlimmbessert habe oder nicht, werde ich nicht vor Mitte Februar erfahren...aber ich gehe mal davon aus, daß ich nicht durchgefallen bin. Schau mer mal!
Und übrigens: Nach dem Test ist vor dem Test. Ich bin doch tatsächlich so jeck, im nächsten Jahr die nächsthöhere Stufe absolvieren zu wollen. Bestehen der vorherigen ist dafür keine Voraussetzung, jeder kann wie er meint. Das heißt allerdings, daß ich bis dahin jede Woche 20 neue Kanji lernen muß - und sie mir bis zum Test merken.....will noch gar nicht daran denken.

Daß auch die Japaner Schwierigkeiten mit dem Übersetzen haben, zeigt dieses Schild, das wir zu unserer Erheiterung auf Okinawa gesehen haben. Wie ich inzwischen weiß, kann der Kanji eben sowohl für betreten als auch für nervös werden stehen. Während ganz normale Buchstaben da nicht doch vielleicht einfacher?


Ach, und falls jetzt einer Lust hat, sich das Ganze mal näher anzuschauen: einen Teil meiner Testvorbereitung habe ich mit dieser Seite bestritten:
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