Da ich mit dem Schreiben im Moment überhaupt nicht hinterherkomme, veröffentliche ich meinen Wochenendbericht jetzt einfach häppchenweise. Jetzt kommen also Bilder und Bericht vom Sonntag es vorletzten Wochenendes.
Von Toyama aus fuhren wir in eine in Japan berühmte Schlucht am Kurobe-Damm. Also wieder morgens früh mit dem Zug los und dann umsteigen in eine historische Bahn, die durch die Schlucht fährt und dann auch wieder zurück.
Als wir in unserem "Wagen 1. Klasse" Platz nahmen (die einfachen Wagen hatten keine Rückenlehnen, bei 2 h Fahrzeit doch etwas übertrieben, oder?), fragten wir uns schon, für wieviel Leute die Bänkchen wohl gedacht seien. Wenn man von unserem Format ausgeht, 1,5. Gegenübersitzend war es unmöglich, die Beine zu verstauen, also saßen wir versetzt. Der Zug begann sich zu füllen und die Rush-hour in Tokio ist nichts dagegen. Nur kann man da im Zug stehen. Hier hätte ich mich zwischen Decke und Boden mühelos einklemmen könnnen! Schließlich hatte ich ein Kind gegenübersitzend (ging gerade so), meinen Rucksack auf dem Schoß, mein Fluchtweg nach links, wo eigentlich der Gang gewesen war, war durch einen heruntergeklappten (!) Stuhl abgeschnitten und schließlich krabbelte auch noch eine Frau über mich, um sich auf den "freien" 1/2 Platz neben mir und gegenüber von Klaus zu setzten. DAS WAR ZU VIEL!! Ich mußte raus da!!!! Reichlich aufgelöst stand ich also mit dem etwas verdutzen Klaus wieder auf dem Bahnsteig, die Leute, die mich verdrängt hatten, machten gar nichts (ging sie ja scheinbar auch nichts an), aber die Schaffner beeilten sich, in dem ausgebuchten Zug Plätze mit mehr Beinfreiheit zu finden, quartierten andere Fahrgäste um und boten uns schließlich Klappstühle am Gang ohne Sitzplatz gegenüber an. Perfekt! Und ein schönes Beispiel dafür, wie rücksichtlos auf der einen und hilfsbereit auf der anderen Seite Japaner sein können.
Die Schlucht selbst erinnerte uns an die Ardêche: weiße, teils rundgewaschene Felsen und milchig-grünes Wasser. Es gab wunderschöne Ausblicke und eine Art Panoramaweg, der in 20 min vom Bahnhof bis zu einer kleinen Aussichtsplattform führte, wo man picknicken und den schönen Blick genießen konnte.
Beim Rückweg entschieden wir uns für eine etwas längerer Variante, bei der 2 Stellen auf der Karte mit "steiles Stück" bezeichnet waren. Na, das kann ja wohl so schlimm nicht sein, oder? Allerdings war der Eigang zum Weg gesperrt, auf dem japanischen Schild konnte ich die Schriftzeichen 禁止 (verboten) erkennen, das Englische sagte aber lediglich, man bräuchte Bergsteigerausrüstung und Erfahrung. Na, da sind wir doch mit Trekkingsandalen und ohne Stöcke bestens ausgerüstet, oder? (s. "Ganz oder gar nicht")
Ich war es jedenfalls leid, mir ständig vor Wanderungen vor irgendetwas Angst machen zu lassen und dann zu verzichten. Wir beschlossen, uns mal das steile Stück anzugucken und ggf. umzukehren. Erst ging es ganz normal, dann steiler hinauf, schließlich kam die erste Leiter, dann Steigeisen. Irgendwann war es leichter einfach weiter hochzugehen, statt da wieder runter!
Schließlich fragten wir uns, wieviele Höhenmeter das noch sein können. Bestimmt sind wir jetzt oben! Und dann kam noch eine Leiter. Und noch eine. Teils mit Seilen an der Seite zum festhalten, manche Steigeisen waren herausgebrochen oder sahen gar nicht vertrauenerweckend aus.
Ob wir unseren Zug zurück wohl bekommen würden? Irgendwann glaubte ich nicht mehr daran. Aber irgendwann hatten wir es tatsächlich nach oben geschafft, leider ohne den erhofften schönen Blick in die Schlucht, denn dafür standen zu viele Bäume im Weg. Der Weg ins Tal war etwas besser in Stand gehalten, aber die Holzleitern waren auch so kein Spaß - ich bin manchmal auf allen Vieren und teils rückwärts hinuntergekommen. Und schließlich waren wir sogar 5 Minuten vor der Abfahrt wieder am Bahnhof - ich glaube, die Erleichterung steht mir ins Gesicht geschrieben!