Hallo aus Tokio

Hier findet Ihr unsere Abenteuer aus 1000 und einer (?) Nacht in Tokio - diese Aufenthaltsdauer dürfte so in etwa hinkommen.

20 Februar 2011

yucky tori

Die Story ist schaurig und die Überschrift für Nichteingeweihte schwer zu erklären. Wenn man Englisch und Japanisch kann ein herrliches Wortspiel:
yucky (engl., sprich: jacki) = eklig
yaki (jap., sprich: jacki) = gebraten
tori (jap.) = Huhn, Vogel
Wir gehen hier sehr gerne in die Kneipe Yakitori essen, gebratene Hähnchenspieße, aber als ich zuletzt einkaufen war, ist mir eher Yuckytori untergekommen. Auf dem Nachhauseweg von einer Freundin wollte ich noch eben einkaufen, aber dafür keinen großen Umweg in Kauf nehmen. Macht nichts, denke ich, man sollte ja auch die kleinen Läden unterstützen, und kehre in einem Obst- und Gemüseladen ein, den ich vom alten Kindergartenweg kenne. Nachdem ich mich dort eingedeckt hatte, fragte ich nach einem Metzger in der Nähe, ich wollte doch noch etwas Hühnchen einkaufen, und werde nach gegenüber verwiesen. Ach ja, da ist ja gleich der Laden. Der Weg dorthin war tatsächlich so kurz, daß mein Schwung mich noch zur Tür hineingetragen hat, obwohl irgendwie schon die ALARMglocken läuteten.
Als ich die Theke sah, war ich mir nicht so ganz sicher, ob die Metzgerei wohl geöffnet hat oder nicht, die meisten Fächer waren leer und sahen so aus als hätte man sie vor längerem vergessen zu putzen. Da fragt auch schon der Metzger:" Chikkin?" und aus Reflex sage ich: "Hai". "Wie viel?" Dringend Schaden begrenzen dachte ich und sage: "Eine Brust bitte." So was konnte ich nirgendwo erblicken, aber da schlurft der Metzger ins Kühlhaus und kommt mit einem Tablett Hühnerbrüste zurück. Es ist Donnerstag und vermutlich hat er sich am Wochenende das letzte Mal rasiert, ein paar Zähne fehlen auch, aber damit muß man wohl rechnen, wenn man jenseits der 90 ist und überall hängt alter Zigarettengeruch. Mit letzter Kraft sage ich noch: "Ohne Haut", aber das hat er wohl überhört. Mit der Hand legt er die Brust auf ein Einwickelpapier, macht ein Schleifchen drum und nimmt mein Geld ohne die Hände zu waschen in Empfang. FLUCHT. Auf dem Weg nach draußen sehen ich irgendwelche grünlichen Spritzer älteren Datums auf einer Theke und beschließe doch noch einen kleinen Umweg für einen erneuten Einkauf zu machen. Bon Appetit.

Tokio ist ein Dorf!

Nicht, daß wir das nicht schon längst gewußt hätten, aber es hat sich mal wieder bestätigt:
Gehe ich von zu Hause zur Bushaltestelle und sehe unterwegs auf der Straße eine Ziplock-Tüte. Erst gehe ich vorbei, denke dann aber: "Das sind doch SD-Karten da drin, oder?" und drehe um und sehe sie mir genauer an. Es werden doch nicht unsere sein? Unwahrscheinlich, ich glaube, wir benutzen eine andere Marke, aber man weiß ja nie. Lieber mal Klaus fragen.
Ich stecke die Dinger also ein, frage Klaus (es sind nicht unsere) und lege sie beiseite, um sie dann am nächsten Tag am Koban abzugeben.
Am nächsten Tag will Jan partout nicht einschlafen und ich beschließe am Nachmittag, ihn im Kinderwagen durch die Gegend zu schieben, das wirkt meistens. Er macht aber beim Losgehen so einen Terz (Kinder an die frische Luft bringen ist in Jans Augen vergleichbar mit schwerer Folter), daß ich das Tütchen natürlich liegen lasse.
Unterwegs fällt mir dann ein, daß ich doch eigentlich mit meiner Nachbarin zum Kaffee verabredet war. Sie wohnt im Haus nebenan und seit November haben wir es sage und schreibe ein Mal geschafft, uns zu treffen, so beschäftigt sind wir mit unserer Brut. Also ruf ich sie an und frage, ob sie zu Hause ist. Nein sagt sie, sie ist in Shibuya, kann aber um 4 oder so zurück sein und Kaffee trinken kommen.
Um viertel nach 4 ruft sie wieder an und entschuldigt sich, sie ist total fertig, sie sucht nämlich ihre SD Karte. Da ist alles drauf, ihre Hochzeit, die Geburt der Tochter und was man sich sonst noch so vorstellen kann. Gerade hat sie mit ihrem Mann gemeinsam am Telefon geheult, weil alles weg ist.
SD KARTE?
"Stopp", sage ich, "hast Du 3 Karten verloren? In einer Plastiktüte? Die hab ich gefunden!!!" Stellt Euch die Freude vor!
Sie kam natürlich zum Kaffee vorbei und wird uns bestimmt immer in bester Erinnerung behalten. FREU!

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