Hallo aus Tokio

Hier findet Ihr unsere Abenteuer aus 1000 und einer (?) Nacht in Tokio - diese Aufenthaltsdauer dürfte so in etwa hinkommen.

26 Februar 2008

Fluchtreflex beim Zahnarzt

Gestern hatte ich mal wieder ein japanisches Erlebnis der anderen Art: ein Stückchen von einem Zahn war mir am Wochenende abgebrochen (wann sonst?) und eine Freundin empfahl mir eine englisch sprechende Zahnärztin in Shibuya, also ganz in der Nähe. Ein schneller Check im Internet bestätigte, daß die Ärztin gut sei und auch für Kinder empfohlen wird. Das spricht doch für die Feinfühligkeit, oder? Einziger Schönheitsfehler war, daß die englischsprechende Ärztin nur Di, Do und Samstag arbeitet, ich wollte aber so schnell wie möglich hin und nahm deswegen einen Montag 19:00 Uhr Termin, damit Klaus Thorsten hüten konnte.
Als ich hinkam wunderte ich mich schon. Wohl gab es vor dem Eingang im etwas ältlichen Treppenhaus ein Regal für Straßenschuhe und einen Spender für Praxisschuhe (der die Schlappen vermutlich auch desinfizierte), aber als ich die Praxis betrat, konnte ich fast bis auf die Mandeln des gerade behandelten Patienten sehen. Schluck. Einen anderen Behandlungsstuhl sah ich noch, 4 oder 5 Stühle im Wartezimmer, eine Helferin, die aber nicht den Patienten mitversorgte, das machte die Ärztin allein. Nochmal schluck. Der Charme der 60er wehte mir entgegen.
Ich mußte eine Art Anamnesebogen ausfüllen, wenigstens der war auf Englisch, und wurde nach etwa 10 min Wartezeit in den Zahnarztstuhl gebeten, wobei ich mich mit dem Fuß fast in den Kabeln der Borgerätschaften verhedderte. Japanische Füße kommen wohl nie bis dorthin? Immer noch konnte ich bei der Behandlung nebenan zugucken, auf der anderen Seite zum Fenster raus auf den Trubel von Shibuya. Die Praxis könnte mal einen Anstrich vertragen, aber Sabberlätzchen und Spülbecher waren rosa, das ist wohl hier wichtiger. ICH WILL WEG HIER! Ich sagte mir dann aber, daß das Loch gestopft werden muß, Thorsten nie wieder so problemlos versorgt ist und der behandelte Patient nebenan schließlich nicht schreit.
Also erkläre ich der Ärztin, daß sie den Zahn nur provisorisch reparieren soll, bis ich im Sommer in Deutschland die Gelegenheit zu einer Komplettsanierung habe. Worauf sie spontan sagt: "Dann mache ich eine Kunststofffüllung für 3000 Yen." Das entspricht etwa 20 Euro. Während der andere Patient immer noch nebenan liegt, werde ich innerhalb von 5 Minuten verarztet und stehe eine Viertelstunde, nachdem ich die Praxis betreten habe, mit der reparierten Füllung wieder auf der Straße - shinjirarenai, kaum zu glauben!

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