Hallo aus Tokio

Hier findet Ihr unsere Abenteuer aus 1000 und einer (?) Nacht in Tokio - diese Aufenthaltsdauer dürfte so in etwa hinkommen.

16 August 2006

Izakaya

Eine Izakaya ist eine japanische Kneipe, wo man natürlich trinken, aber auch "otsumami" essen kann. Das sind, wie Asako mir erklärte, "Kleinigkeiten, die man ißt, wenn man Alkohol trinken geht".
Gerade sind wir von unserem ersten Besuch in einer Izakaya bei uns um die Ecke zurückgekommen. Und mal wieder frage ich mich, warum es 10 Monate gedauert hat, bis wir dort waren! Es war sehr nett und sehr japanisch.
Man kann an der Theke sitzen (und dort war auch fast jeder Stuhl besetzt) oder, nachdem man sich seiner Schuhe entledigt hat, an einem Tisch, unter dem entspannender Weise Platz für die Füße war- beileibe keine Selbstverständlichkeit in Japan. Wir brauchten einiges an Zeit, um durch die rein japanische Karte zu navigieren, aber dann gelang es uns doch, verschiedene Leckereien zu bestellen: Flußkrebse, Chili-Kartoffeln, Krebsfleisch-Kroketten, Spinatsalat mit Bacon und in Tempura-Teig ausgebackene Pilze. Das alles kommt nach und nach auf den Tisch und alle Gerichte werden geteilt. Dazu bekommt man "とりさら - torisara", kleine Teller, auf denen man das, was man gerade ißt, ablegen kann. Und allen, die uns besuchen kommen wollen, kann ich nur eines sagen: übt schon mal mit Stäbchen zu essen, sonst bleibt ihr hungrig! Für uns war das alles aber mehr als reichlich und die Portion hätte eigentlich für 3 gereicht.
Nach einer Weile bemerkte einer der inzwischen schon mit Hilfe von imo shochu (Kartoffelschnaps) angeheiterten Gäste die Ausländer hinter sich und guckte überrascht zu uns herüber. Als wir mühsam unsere Beine unter dem Tisch hervorzuholen suchten (man muß erst auf die Sitzfläche steigen, um dann auf dem Fußboden des Ganges nach den inzwischen ordentlich umgedrehten und aufgeräumten Schuhen zu angeln), bedeutete uns der Gast, daß der Wirt gerade noch einige Yakitori (Hühnerspieße) für uns auf dem Grill hatte, die er uns schenken wollte. Also, fädelten wir uns wieder in unsere Sitzplätze ein und kamen natürlich mit dem freundlichen angesäuselten Herrn ins "Gespräch". Seine bemerkenswert nüchterne Begleiterin versuchte nach Kräften, die Verständigung zu unterstützen. Wenn ich das alles richtig verstanden habe, ist er Weinhändler und verkauft auch deutschen Wein. Die Mosel kannte er jedenfalls scheinbar und Riesling natürlich auch. Vieles in dem Gespräch bleibt wohl für immer Spekulation, aber alle Seiten waren doch angetan, daß man sich doch so gut mit den "Exoten" unterhalten kann. Nachdem wir unsere - übrigens sehr leckeren - Spießchen dann auch noch mit letzter Kraft verdrückt hatten, verließen wir unter zahlreichen Verbeugungen und uns bedankend die Izakaya.
Auch wenn die Kontakte zu Japanern oft auf diesem oberflächlichen Niveau ablaufen, heben sie doch die Stimmung ungemein und geben uns das Gefühl, als Botschafter der westlichen Welt einen ganz guten Job zu machen. Möge es so bleiben!

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